Dauergäste..Meine Lebensgeschichte

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Name: Bernd
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Beschreibung

Martin Roda Becher, 1944 in New York geboren, lebte in Wien, München und Berlin und Basel. Nach seiner Ausbildung am Bühnenstudio in Zürich arbeitete er als Regieassistent an verschiedenen Theatern und bei Spielfilmproduktionen. Heute lebt Martin Roda Becher als Autor in Basel und im Tessin. Er veröffentlichte Romane und Erzählungen, Drehbücher, Hörspiele und Theaterstücke.

Sein Großvater Roda Roda war ein berühmter Satiriker und Humorist, sein Vater Ulrich Becher ein gefeierter Dramatiker. Mit viel Humor und ausgeprägtem Sinn für groteske Situationen schreibt Martin Roda Becher, ein routinierter Stilist und Kenner der literarischen Moderne, das Drehbuch seiner Familiengeschichte - eine Irrfahrt durch die Nachkriegszeit. 176 Seiten

Leseprobe....

Meine Mutter war bei ihren Eltern, den Rodas, untergekommen, die in einem Apartmenthaus an Manhattans endlos langer Westend Avenue wohnten. Sie führt auf der Westseite des Central Park, von der Höhe des Broadway bis nach Harlem; auf der Höhe der 88. Straße, wo das Apartmenthaus lag, war die Gegend nicht mehr besonders vornehm. Hauptsächlich jüdische Emigranten wohnten in dem Haus. Mein Vater Uli lebte in Yorkville, dem deutschen Viertel auf der gegenüberliegenden Seite des Central Park. Er wohnte dort in einer winzigen Mansarde in Untermiete, während seine Eltern feudal in einem Hotel an der Parc Avenue residierten. Die Geburtskliniken waren in diesen Jahren überfüllt, deshalb kam ich in einem Spital in Harlem zur Welt. Hitlerdeutschland lag zwar zur Zeit meiner Geburt schon in den letzten Zügen, das hinderte Uli nicht daran, mir in der Stunde der Entbindung vor einem Spiegel mit einem Glas Wein zuzuprosten, auf daß ich ein guter Kämpfer gegen den Faschismus werde. Mein Großvater Roda hatte weiterreichende Pläne: als gebürtigem Amerikaner stünde meiner künftigen Bewerbung um die US-Präsidentschaft nichts im Weg, wie er gelegentlich, halb im Scherz, bemerkte. Doch die Vorstellung einer erfolgreichen Laufbahn seines Enkels wird ihn ernsthaft beschäftigt haben. Er war ein versierter Stratege. Mit seiner Schwester Mi hatte er ein Autorenduo gebildet, unzählige Geschichten, Anekdoten, Novellen kamen aus ihrer Werkstatt. Die Geschwister Roda hatten sich den Autorennamen Roda Roda gegeben, und nach der Heirat von Mi, die von ihrem Mann Schreibverbot erhielt, blieb Alexander Roda bei dem Autorendoppelnamen, der seinen Ruhm als scharfzüngigen Satiriker begründet hatte. Den Grundstein für eine solide amerikanische Karriere legte er, indem er dafür sorgte, daß ich protestantisch getauft wurde. Zur Patenschaft hatte sich George Grosz bereit erklärt, Ulis langjähriger Freund und Saufkumpan, in dessen Berliner Atelier er Vorzugsschüler gewesen war und der, bereits in den frühen Dreißigern in die USA ausgewandert, zurückgezogen auf Long Island lebte. Der Umgang mit Grosz beschränkte sich in New York zu Ulis heimlichem Ärger hauptsächlich auf den Austausch von Briefen, was ihrem zeitgeschichtlich höchst interessanten Briefwechsel sehr bekam, Ulis Hunger nach den gesellschaftlichen Kontakten von Grosz in der New Yorker Kunst- und Literaturszene aber weitgehend ungestillt ließ. Bei der Taufe, sie fand in den Privaträumen eines lutheranischen Pastors statt, ließ sich Grosz durch seine Frau vertreten; er hatte sich angeblich bei einer Party den Fuß verstaucht. Meine Mutter hatte beschlossen, daß ich Martin Roda heißen sollte. Daß Roda aber in Wirklichkeit mehr war als nur ein zweiter Vorname, begriff ich früh. Roda war mein eigentlicher Name, das Becher bloß Anhängsel. Ich hatte die blauen Augen der Rodas, die Stupsnase - durch und durch ein Roda, übernahm ich mit der Muttermilch die latente Gegnerschaft gegen die Bechers. Dana war eine überzeugte, ja glühende Roda, während die Becher-Seite in Uli nur einen sehr lauen Vertreter hatte. Im Grunde mochte Uli seine Eltern nicht, und sie wiederum hatten ein ziemlich reserviertes Verhältnis zu ihm. In meinem zweiten Vornamen war also schon die Kampfansage an die Bechers enthalten: Mit mir setze sich keineswegs die Bechersche Linie fort, nein, ich sei vielmehr der natürliche Roda-Statthalter.

Zusatzinformationen

Autor(en) Martin Roda Becher
Erscheinungsjahr 2000
Zustand Gut
Bucheinband Gebundene Ausgabe
ISBN Nummer 3-312-00267-2
Versandkosten Deutschland 2€ Österreich 3,20€
Anbieter Privatperson

Standort

Bremen, Deutschland

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