Selten hat in München ein Buch bei seinem ersten Erscheinen ein derartiges Aufsehen erregt und einen solchen Widerstreit der Meinungen hervorgerufen wie das vorliegende. Demzufolge war damals, vor rund zehn Jahren, die erste, in Wien erschienene Auflage binnen kurzem vergriffen. Trotz zahlreichen, sich auf viele Tausende belaufenden Nachbestellungen konnte das Buch mangels Papierbewilligung nicht mehr aufgelegt werden. Nach dem Kriege haben gleichfalls Papiermangel und andere Umstände eine Neuauflage verzögert, obwohl die Nachfrage nach dem "Weg der Lena Christ" unvermindert stark war und es heute noch ist.

Trotzdem das Buch für sich selbst spricht, mögen einige Kritiken über die erste Auflage hier Platz finden. So urteilte in ihrem Januarheft vom Jahre 1941 die Zeitschrift "Die Literatur" unter anderem: "Dieses späte Buch des Mannes der Lena Christ ist die zweite Hälfte zu ihrem ganzen Werk und besonders zu den 'Erinnerungen einer Überflüssigen'. Benedix beginnt mit dem Jahre 1911 und endigt mit dem Tod seiner Frau; oder vielmehr und genauer gesprochen, endigt er nicht mit dem Tod, sondern schließt ein Kapitel 'Von diesseitigen und jenseitigen Dingen' an, das in seinem jenseitigen Teil einen neuen und unergründlichen Aspekt des Wesens der Lena Christ zeigt; einen Aspekt, der sich aus den medialen Eigenschaften dieser Frau, ihrem Streifen am Rande der Verdunkelung des Geistes, dem fürchterlich konsequenten Angehendes eigenen Todes bis zu jenen Zeichen von drüben aufbaut. Alles das glauben wir Benedix... Zur Qualität des Buches ist nur zu sagen, daß Benedix alle die Gefahren und Schwierigkeiten gemeistert hat, die ein derartig persönliches Erinnerungsbuch sonst und in der Regel zu einem äußerst gefährlichen, ja in einer schlechten Hand sogar peinlichen Unternehmen machen könnte. Wir wünsche, daß 'Der Weg der Lena Christ' überall daneben stehen möchte, wo auch nur eines ihrer Bücher in Ehren gehalten wird."