Hugo Wiener präsentiert uns in diesem Band 38 neue Satiren und Dialoge. Streiflichter des Lebens könnte man sie nennen, Spiegelbilder unserer Zeit und ihrer Menschen. Wiener kennt seine Freunde, Kollegen, Mitbürger, mit denen ihn das Leben zusammenführt. Er erkennt sie - in ihrer Liebenswürdigkeit, aber auch in ihrer Eitelkeit, Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit. Er erkennt sie in ihrer bemitleidenswerten Traurigkeit und Einsamkeit. "Zwei süße Babys" etwa ist eine ganz und gar nicht lustige Geschichte, obwohl der Titel der Erzählung zunächst diesen Eindruck erweckt. Man spürt die Tragik der einen Mutter, man ahnt die lieblose Zukunft dieses Kindes: "Sei still!" schrie Grete ihren Sprößling an. "Du hast mir noch keine Freude gemacht, seit du auf der Welt bist!" Was vordergründig heiter zu sein schient, erhält menschlich ergreifende Dimensionen. So sind Wieners Erzählungen psychologische Meisterstücke, Ausdruck feinster Menschenkenntnis - und Menschenliebe. 

Es gibt aber auch Geschichten, die nicht mehr wollen als vergnüglich unterhalten, etwa die Karajan-Satire: Es gelingt dem Ehepaar Wiener durch Protektion der Friseuse von Frau Wiener (Cissy Kraner), die die Schwägerin eines Logenschließers ist, die begehrten Karten zu erhalten. Garderobenprobleme, Unauffindbarkeit der Karten im entscheidenden Moment, Irrtum im Vorstellungstag - und schließlich verhindert eine Grippe endgültig den ersehnten Genuß! 

Wiener ist Humorist besten Stils: er bringt uns zum Lachen, zum Lächeln, zum Nachdenken... 

Rudi Angerer, der bekannte österreichische Karikaturist, ergänzt mit seinen Zeichnungen ausdrucksvoll die Erzählungen des Satirikers.